Was isst man dort eigentlich?

Wenn man nach Afrika reist, muss man erst mal mit einem Reisedurchfall rechnen. Mein Magen ist zum Glück nicht so empfindlich, doch ein bis zwei Wochen Verdauungsschwierigkeiten gehören dazu. Jedenfalls lohnt es sich, auf seine Sinne zu achten. Was nicht mehr frisch riecht oder schmeckt, ist vermutlich auch nicht mehr frisch. Zudem sind wir uns vieles nicht mehr gewohnt. Hygiene ist hier oft sehr rudimentär. Wenn Wasser kaum vorhanden ist und zudem schwer zu beschaffen, wird sparsam gewaschen. Sei das die Wäsche oder das Geschirr. Hinzu kommen Gewohnheiten, wie die Toilette, die mit Wasser aber ohne Papier gemacht wird (mit der linken Hand – sie ist für alles schmutzige und schlechte), gleichzeitig isst man traditionell ohne Besteck, mit der rechten Hand. Trotzdem ist es längst nicht überall üblich, dass man zum Hände waschen vor dem Essen auch Seife kriegt. Oder dass man nach der Toilette die Hände mit Seife waschen würde.
Reist man mit einem Kind, verschärft sich die Lage noch. Beim ersten Besuch in Afrika war unsere Tochter 18 Monate alt. Sie stillte nicht mehr und nahm auch keine Flasche mehr. Wir waren also darauf angewiesen, dass sie auch das ass, was es eben zu essen gab. Sie hatte während des ganzen Aufenthaltes Dauerdurchfall, die Verdauung normalisierte sich erst wieder nach einer Woche in der Schweiz. Wir suchten oder kochten Pasta für sie, weil sie ausser Reis alle einheimischen Gerichte verschmähte. So hoffte ich, dass sie diesmal auf den Geschmack kommen würde und habe ihr schon vorgängig vom leckeren Foufou von Grandmaman erzählt.Nichts zu machen, alles was nicht eindeutig bekannt war (Pasta, Reis) wurde noch nicht mal probiert. So hat sie eine Woche lang bei Grandmaman nur Spaghetti gegessen. An sich keine schlechte Sache, denn das hat uns vermutlich erst Mal vor grösseren Problemen bewahrt.
Wer nun denkt, wir würden hier hungern, täuscht sich. Wir haben alle bereits an Gewicht zugelegt. Das liegt zuallererst daran, dass wir bei Maman waren. Sie flüchtet wann immer möglich vor meinem Fotoapparat, weil sie so « dünn » sei. In ihren Augen muss eine respektable Person auch ordentlich was auf den Rippen haben (ein weit verbreitetes Phänomen in vielen Teilen Afrikas). Entsprechend hat sie uns bekocht, und jeweils fast geweint, wenn nicht alles aufgegessen war. Für sie ist es fast ein Affront, wenn etwas übrig bleibt.Andererseits hat die Gewichtszunahme auch mit der Küche hier zu tun. Es wird generell mit sehr viel Öl gekocht, v.a. in Saucen. Während meine 1l-Ölflasche in der Schweiz vielleicht zwei Monate reicht, tut es das hier je nach Familiengrösse geschätzte 1-2 Wochen. Es gibt sogar Saucen, die ganz auf Öl basieren (Palmöl-Sauce). Ein weiterer Punkt ist der Zucker. Es ist längst bekannt, dass grosse Getränkehersteller ihre Rezepte regional an den Geschmack der Konsumenten anpassen. So sind « Süssgetränke » (passend « Sucreries » = Süssigkeiten genannt) hier noch süsser. Nun gibt es vielerorts zwar « Sucreries » zu kaufen, aber kein Mineralwasser. Vor drei Jahren gaben wir unserer Tochter jeweils von unseren Getränken mit Wasser verdünnt als „Sirup“ zu trinken, und sie war vollends zufrieden damit. Nun lässt sie sich natürlich nicht mehr so täuschen. Der viele Zucker trägt aber vermutlich auch zu den Verdauungsproblemen bei.Wir haben erneut auf fast ausschliesslich Wasser umgestellt.
Solange ich nach eigenem Hygienestandard abwaschen und kochen kann (die Küche habe ich erstmal einer Generalreinigung unterzogen), ist der Einkauf die grösste Herausforderung. Einen Kühlschrank haben die wenigsten Menschen, der Stromtarif hier ist teurer als in der Schweiz. Hocheffiziente Geräte (A+++) wie wir sie kennen, gibt es hier nicht, eigentlich alles am Markt ist Gebrauchtware. Gerade was frische Zutaten wie Gemüse oder Fleisch betrifft, findet man nicht im Laden um die Ecke. Nun ist hier der Kühlschrank vor ein paar Tagen auch kaputt gegangen. Es wird seit da der tägliche Bedarf auch täglich gekauft. Mehr nicht. Dafür habe ich aber kleine Tricks gelernt. Das Mädchen hat mir gezeigt, dass wenn man oben in die halbvolle Dose Öl füllt, es am nächsten Tag kein weisses Pelzchen auf dem Tomatenkonzentrat hat. Fleisch wird gebraten und ist so einen Tag ohne Kühlung haltbar…Wir essen hier also meistens Reis oder Pasta, oder auch fritierten oder gekochten Yams. Weniger verbreitet, aber auch erhältlich ist Couscous. Fleisch ist ein Thema für sich, im Moment, ohne Kühlschrank, koche ich lieber fleischlos. Gemüse wie Tomaten und Schalotten sind ohne Probleme überall erhältlich. So kann man wenigstens eine Tomatensosse immer frisch zubereiten. Anderes Gemüse wie Karotten, Gurken oder etwa Salat ist schwieriger zu finden und oft von schlechter Qualität. Manchmal kaufen wir eine Büchse Erbsen oder Mais für etwas Abwechslung. Kräuter oder Gewürze sucht man ziemlich vergeblich. Es gibt Salz und « Piment ». Ich habe zwar schwarzen Pfeffer (Körner) gefunden, aber erfoglos dasselbe in Pulverform gesucht (da ich keine Pfeffermühle oder sonst passendes habe). Verkauft hat man mir letztlich ein « Piment », was sie « Mélange » (Mischung) nennen. Der Oberbegriff für ziemlich alles, was sie selbst herstellen. Es ist gut, aber eben nicht der schwarze Pfeffer, den ich gesucht hatte…
Gekocht wird auf einem Gasherd (es kostete meinen Mann einen halben Tag und viele Nerven um eine volle Gasflasche in der Stadt zu finden). Eine ziemliche Tortur, wenn Temperatur und Luftfeuchtigkeit so hoch sind. Was für ein super Luxus hier ein Dampfabzug wäre. Immerhin haben wir einen elektrischen Wasserkocher für den Kaffee (oder warmes Duschwasser).
Schwierig wird es dann, wenn man eingeladen wird. Die Menschen hier sind sehr gastfreundlich, und aus Höflichkeit kann man nicht immer alles ablehnen. So wird eigentlich jedem Gast bei Ankunft immer erst Wasser offeriert. Schon hier müssen wir jeweils ablehnen und auf unsere mitgebrachten Mineralwasserflaschen verweisen. Den Leuten ist das oft nicht recht, und meistens möchte man uns dann auch « Sucreries » oder Bier anbieten.
Da der erste richtige Durchfall bei der Kleinen überstanden ist, hoffe ich, dass die Anpassung soweit erfolgt ist. Auch mein Mann wurde nicht vor einem heftigen Durchfallverschont, nach fünf Jahren in der Schweiz ist auch er all die Mikroben nicht mehr gewohnt. Inzwischen ist er vorsichtiger geworden und hat sich unseren Essgewohnheiten angepasst. Gut auch, wenn man nicht unvorbereitet ist. So waren wir sehr froh um die mitgebrachten Kohletabletten und das Bioflorin.
Lecker sind auch die « kleinen » Dinge :
Früchte : Im Moment sind Kokosnüsse, Ananas, Bananen und Orangen erhältlich. Zitronen gibt es auch, mit einem Durchmesser von ca. 2cm (es scheint nicht Zitronen-Saison zu sein). Äpfel sind hier extrem teuer, da sie importiert werden.
Glacé : gehört irgendwie dazu zu heissen Temperaturen und Sonne, oder ? Immer mit Vorsicht. Wir haben bis jetzt einmal Eis gegessen, in einem modernen Fast Food Restaurant, wo Hygiene und Kühlung (hoffentlich) gewährleistet sind. Auf der Strasse sind junge Leute mit einer Art fahrenden Kühlbox unterwegs. Da verzichten wir lieber.
Kleinigkeiten im Strassenverkauf : allgemein kann man hier überall was Kleines kaufen, süsse oder salzige Erdnüsse, Beignets, Bananenchips, Popcorn, etc. Bei allem, was nicht industriell gefertigt und verpackt ist, gilt vorsicht. Etwa mit Beignets die frisch frittiert werden, gibt es kein Problem. Verkauft jemand Beignets, die nun vielleicht schon den ganzen Tag in einem Korb oder einer Glasvitrine herumgetragen wurden, verzichte ich lieber.
So kommen wir inzwischen gut zurecht. Ich muss die Kleine öfter mal ermahnen, kein Leitungswasser zu trinken, und auch andere Leute vergessen gerne (oder wissen es nicht), dass wir das « normale » Wasser nicht vertragen. Manchmal gilt es abzuwägen, wie schlimm es wäre, etwas zu essen oder trinken. Ich koste oftmals, und wenn ich mir nicht sicher bin, belasse ich es dabei. Bei kleinen Mengen gibt es meist kein Problem. Hin und wieder kommt es vor, dass wir kleine Verdauungsschwierigkeiten haben. Doch nichts ernsthaftes, was uns krank machen würde. Es ist in solchen Situationen nur hilfreich, wenn man auch mit einer « gewöhnlichen » Toilette von hier zurecht kommt.

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